Dieses Jahr haben wir begonnen Skandinavien zu erkunden. Um auch in kurzer Zeit möglichst viele Eindrücke sammeln zu können haben wir Tagesausflüge mit "Action" mit einer dreitägigen Schifffahrt auf der berühmten "Hurtigrute" kombiniert. Die Hurtigruten werden von der bekannten Rederei „Hurtigruten AS“ und seit einigen Jahren auch von der Rederei „Havila Kystruten“ befahren.
Nach einem Direktflug nach Tromsø haben wir mit einer Erkundung des Stadtzentrums begonnen. Vor allem der immer wieder leichte Schneefall und die durchwegs verschneiten Wege haben in uns gleich von Beginn an in winterliche Stimmung versetzt. In Norwegen fahren zwar Schneepflüge, doch herrscht eher die Devise mit Schnee auf Fahrbahn und Gehsteigen zu leben und Split zu streuen. Die, für uns etwas kuriose, Alternative zum bei uns verbreiteten Streuen von Salz ist die zunehmende Installation von "Fußbodenheizungen" unter den Gehsteigen, was zu der etwas befremdlichen Situation führt, dass auf den Fahrbahnen die von Schicht von Schnee und Eis immer dicker wird, während die Gehsteige vollkommen schneefrei und trocken sind. Nichtsdestotrotz bekommt man auch überall "Spikes" für Schuhe zu kaufen, die einem auf ungeräumten Pfaden besseren Grip verschaffen sollen.
Dieses Mal haben wir uns etwas besonderes gegönnt und im „Camp Tamok“ eine geführte Tour auf einem Hundeschlitten unternommen. Nach einer kurzen Einweisung sind drei Gespanne mit jeweils sechs Hunden, einem Fahrer und einem Passagier, angeführt von einem Gespann mit Guide auf eine schöne aber auch anstrengende Reise durch die Winterlandschaft aufgebrochen. Nach der Hälfte der Tour konnten Fahrer und Passagier die Plätze tauschen, was wir auch gemacht haben. Zum einen sind beide Positionen anders, beim Fahren kommt richtig Spaß auf und beim Sitzen kann man die Fahrt so richtig genießen, zum anderen kann das Steuern, je nach Schneesituation, auch richtig anstrengend sein, wenn man mit antauchen oder sogar hinterherrennen oder anschieben muss, um eine Steigung oder eine Tiefschneepassage zu bezwingen. Die Schlittenhunde waren unerwartet zutraulich und haben sich nach der Fahrt über eine kleine Kuscheleinheit gefreut. Die Zugtiere sind zwischen zwei und zehn Jahren alt und kommen zwischen November und April ca. 3 Mal pro Tag zum Einsatz und legen bis zu 40 km pro Tag zurück. Nach ihrer aktiven Karriere werden sie an Privatpersonen vermittelt, wo sie ihre Pension verbringen dürfen.
Gleich neben dem Camp Tamok, wo man auch andere Aktivitäten, wie Schneeschuhwandern, Rentier- oder Motorschlitten fahren, unternehmen kann, liegen die Tromsø Ice Domes. Diese Gebäude aus Eis und Schnee, die untertags besichtigt werden können und in der Nacht als Hotel genutzt werden, werden jedes Jahr im November neu errichtet, bevor es im April wieder dem Tauwetter zum Opfer fällt. Jedes Jahr werden die Räume von Eis- und Schneekünstlern nach einem anderen Thema gestaltet, dieses Jahr z.B. „Nordische Sagen“.
Das Stadtzentrum von Tromsø liegt auf der Insel Tromsøya und über die Brücke Tromsøbrua gelangt man in den Stadtteil Tromsdalen wo sich die Ishavskatedralen, die Eismeerkathedrale, befindet, die von außen an aufgerichtete Eisschollen erinnert. Heute ist die Kirche vor allem durch ihr riesiges Buntglasfenster bekannt, wir haben allerdings erfahren, dass es dieses nicht von Beginn an gab. Ursprünglich soll es auch auf dieser Seite ein großes farbloses Fenster gegeben haben, was sich jedoch leider als unpraktisch erwies. Zum einen dürften die Gläubigen früher stark geblendet worden sein, zum anderen hat der Wind starken Druck auf das ursprüngliche Fenster ausgeübt, und wurde daher durch das stabile Buntglasfenster ersetzt.
Ein weiteres interessantes Erlebnis war der Besuch einer Rentierfarm, wo man neben einer kurzen Rentierschlittenfahrt den Sami auch bei der täglichen Fütterung ihrer Tiere helfen durfte. Die Rentierhaltung ist auch heute noch fester Bestandteil der Kultur der Sami und sie nützen heutzutage die Gelegenheit interessierten Touristen und Einheimischen ihre Kultur näherzubringen und gleichzeitig auch ihr stark mit der Rentierhaltung verbundenes Leben weiterführen zu können. Nicht alle Sami sprechen die gleiche Sprache und sie unterhalten sich untereinander dann auf norwegisch oder englisch, aber der rotgemusterte Rand ihrer blauroten Tracht gibt ihnen Aufschluss darüber welcher Gruppe von Sami ihr Gegenüber angehört. Die vorne stark aufgebogenen Schuhe aus Rentierhaut boten besseren Halt beim Anbinden der Schuhe an den Schi, aber auch wärmere Füße durch den dadurch entstehenden Luftpolster. Bei einem Besuch in einem traditionellen Zelt bekommt man neben vielen Informationen zur Kultur der Sami, auch ihren traditionellen Gesang, den Joik, zu hören und einen guten Rentiereintopf mit Erdäpfeln serviert. Bei einer Sami-Hochzeit kann es schon bis zu 3000 Gäste geben und dann sind auch alle Hände beim Schälen der Erdäpfel gefragt um die nötigen Mengen Eintopf herzustellen.
Und, wenn man schon mal „in der Gegend“ ist, muss man natürlich auch beim Nordkap vorbeischauen. Obwohl es bei unserem Besuch verhältnismäßig warm war, lag trotzdem soviel Schnee, dass die Reisebusse nur gesammelt im Konvoi hinter einem Schneepflug das Nordkap erreichen konnte und man durchaus den Eindruck hatte, dass alles was der Schneepflug erst kurz vorher an Schnee zur Seite geräumt hat, kurz danach schon wieder auf der Straße lag. Nette Anekdote am Rande: Der Großvater unseres Reiseleiters hat in den 1950ern scheinbar die erste österreichische Reisegruppe zum Nordkap geführt.
Den Wendepunkt Punkt unserer Reise erreichten wir in Kirkenes, das nur noch ca. 15 km von der russischen Grenze entfernt liegt. Die aktuelle kritische Haltung gegenüber Russland war auf den Straßen auch deutlich sichtbar.
Einen Mini-Stopp legten wir in Vardø ein, wo wir der nördlichsten Festung der Welt einen Kurzbesuch abstatteten. In Schnee gebettet wirken die alten Kanonen und das ehemalige Kommandantenhaus fast idyllisch. Aus eigener Erfahrung müssen wir jedoch darauf hinweisen, dass der Stopp in Vardø so kurz ist, dass man es kaum schafft, die gewünschten 10 Minuten vor Ablegen des Schiffes wieder an Board zu sein und beim erneuten Betreten des Schiffes eine freundliche, aber bestimmte Ermahnung der Crew riskiert.
Unseren letzten Landgang auf unserer „Mini-Hurtigrute“ machten wir in Hammerfest, besuchten die dortige Sehenswürdigkeit, die Meridian-Säule, und statteten auch der „Royal and Ancient Polar Bear Society“ einen Besuch ab.
Abschließend noch ein paar Worte zu den „bunten Holzhäusern“, die man überall in Norwegen findet. Ja, der beliebteste Baustoff dürfte nach wie vor Holz sein und die Farben sind, bzw. waren es zumindest früher, nicht zufällig gewählt, sondern können Auskunft darüber geben, wie wohlhabend ihre Bewohner sind. Die günstigste Farbe ist das bekannte dunkle Rot, das ursprünglich aus einer relativ preisgünstigen Mischung eines Nebenprodukts des Kupferbergbaus und Fischleim hergestellt wurde. Sein Haus mit weißer Kalkfarbe zu streichen war schon teurer. Somit strich so manchereiner wohl sein Haus meerseitig weiß um Reichtum zu suggerieren, während die Rückseite rot gestichen wurde. Noch teurer war es sein Haus gelb oder ockerfarben zu streichen.
(c) ten.xmg@bew.htm, Wien, Österreich | Letztes Update: 01.03.2024 | Englische Version